Epidemiologie

  • Wie viele Frauen* haben einen „normal“ langen Zyklus?
  • Wie groß ist die individuelle Schwankungsbreite der Zykluslängen innerhalb eines Jahres?
  • Wie lang kann die Follikelphase andauern?
  • Wie verhüten die meisten Paare weltweit und wie schränkt Analphabetismus das Wissen über den eigenen Körper ein?
  • Wie ist die Fertilität in den einzelnen Ländern der Erde verteilt und wie hat sie sich im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert? 

Mit all diesen Fragen beschäftig sich die Wissenschaft der Epidemiologie.

Statistiken zum weiblichen Körper

Einen „normalen“ Zyklus gibt es nicht – jede Frau* hat einen individuellen Zyklus. Dieser zeigt natürliche Schwankungen und verändert sich im Laufe des Lebens. Das heißt, der Rhythmus von fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen kann von Frau* zu Frau* und von Zyklus zu Zyklus unterschiedlich sein.


Verallgemeinernde Aussagen, wann eine Frau* fruchtbar ist, sind deshalb problematisch. Dies zeigt beispielsweise eine Studie der Universität Düsseldorf, die Daten von 210 gesunden Frauen mit insgesamt 10.000 Zyklen aus der deutschen Zyklusdatenbank ausgewertet hat. 

Man hat festgestellt, dass der „klassische 28-Tage-Zyklus“ weit seltener ist als angenommen. Bei Frauen in dieser Studie, die einen natürlichen Zyklus haben, d.h. die keine hormonellen Verhütungsmethoden benützen, dauern nur etwa 13 % der Zyklen genau 28 Tage.

Gesunde Jugendliche haben noch seltener als erwachsene Frauen dieser Studie eine Zykluslänge von 28 Tagen. Tatsächlich beträgt die am häufigsten vorkommende Zykluslänge zwischen den 19- und 45- Jährigen 27 Tage.

Alle Zykluslängen zwischen 23 und 35 Tagen gelten als „normal“. Dabei kommen die tendenziell längeren Zyklen häufiger vor als die kürzeren. 

Betrachtet man die einzelne Frau in dieser Studie und ihre individuellen Zykluslängen innerhalb eines Jahres, so erkennt man, dass ihre Zyklen nicht immer gleich lang sind, im Gegenteil:
Bei 60 % aller Teilnehmerinnen schwankt die Zykluslänge innerhalb eines Jahres um mehr als eine Woche. Von diesen 60 % erlebt fast jede zweite sogar im Laufe eines Jahres Schwankungen von mehr als zwei Wochen. Bei fast 30 % aller gesunden Frauen schwankt die Zykluslänge also zum Beispiel zwischen 25 und 39 Tagen oder zwischen 29 und 43 Tagen. 

Schwankungen in der Zykluslänge gehören also zum Zyklus gesunder Frauen dazu und sagen nicht von vorn herein etwas darüber aus, ob eine Zyklusstörung vorliegt. Deshalb ist es auch nicht ratsam, die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage anhand eines starren 28-Tage-Zyklus-Schemas zu definieren. Sie können immer nur im individuellen Zyklusverlauf bestimmt werden.

Die Zeit von der Eireifung bis zum Eisprung ist keine konstante Größe. Sie dauert von Frau zu Frau unterschiedlich lange und schwankt auch bei einer einzelnen Frau von Zyklus zu Zyklus. Betrachtet man einen ganzen Zyklus, so lässt er sich in zwei Phasen einteilen: Die 1. Phase dauert vom ersten Blutungstag bis zum Eisprung. Sie wird als Eireifungsphase (Follikelphase) bezeichnet. Die 2. Phase dauert vom Eisprung bis zum Tag vor der nächsten Blutung.

Für die Länge und Schwankung eines Zyklus ist in erster Linie die sog. „Eireifungsphase“, d.h. die Zeit bis zum Eisprung verantwortlich. Sie kann von einer Woche bis zu vielen Wochen dauern.

Die 2. Zyklusphase ist in ihrer Dauer ziemlich konstant (12 -16 Tage). In der Hälfte aller Zyklen kommt es erst nach dem 14. Zyklustag zum Eisprung. In jedem 5. Zyklus findet der Eisprung erst am 20. Zyklustag oder noch später statt. Gerade junge Frauen haben noch häufiger längere Zyklen und damit spätere Eisprünge: Bei 20 bis 25 -Jährigen findet der Eisprung fast in jedem vierten Zyklus am 20. Zyklustag oder später statt. Damit findet der Eisprung häufig erst in der dritten, vierten oder fünften Zykluswoche statt. Zudem haben jüngere Frauen noch deutlich stärkere Schwankungen ihrer Zykluslänge als ältere Frauen.

Fertilität // global

In Südkorea werden so wenig Kinder geboren wie nie zuvor seit Erfassung der Daten in dem Land vor fast 50 Jahren. Statistisch bekommt eine Südkoreanerin nur noch 0,98 Kinder, 2017 lag die Rate noch bei 1,05. Das geht aus den Regierungsdaten für das Jahr 2018 hervor. Damit befindet sich die Fertilitätsrate in Südkorea auf einem Rekordtief. Im Jahr 1970, als Südkorea erstmals die Geburtenrate statistisch erfasste, betrug diese noch 4,53. Seither ist sie drastisch gesunken: 2010 betrug die Geburtenrate pro Frau 1,23, 2016 lag sie bei 1,17.


Japan erlitt unlängst seinen jüngsten demografischen Schlag, als ein Bericht veröffentlicht wurde, der zeigte, dass das Land 2019 die niedrigste Geburtenrate seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1899 aufwies. Der Bericht, der vom Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales veröffentlicht wurde, ergab, dass die Anzahl der Geburten im Jahr 2019 nur 864.000 betrug.


Und die sinkenden Raten sind nicht nur in Asien zu finden. Die meisten G7-Staaten sehen ähnliche demographische Trends. Laut einem Bericht von Pew Research verzeichnete Italien die niedrigste Gesamtzahl an Neugeborenen im Jahr 2018, während die USA aufgrund eines kontinuierlichen Rückgangs über viele Jahre die niedrigste Anzahl an Neugeborenen seit 32 Jahren verzeichneten. Anders stellt sich die Situation in den Entwicklungsländern dar. Die Fertilitätsrate in Afrika betrug im Jahr 2019 etwa 4,5 Geburten je Frau, wobei die Geburtenrate in Niger bei 6,62 und in Kenia bei 3,14 lag. Insgesamt ist die Geburtenrate in Afrika seit Anfang des Jahrtausends von 5,1 Geburten pro Frau auf 4,5 gesunken.


Zudem werden weltweit jedes Jahr fast 100 Millionen Frauen ungewollt schwanger. Eine Studie in Lancet Global Health (2018) gibt den Anteil der ungewollten an allen Schwangerschaften mit 44 % an. Mehr als die Hälfte der ungewollten Schwangerschaften werden vorzeitig beendet. Ungewollte Schwangerschaften sind aber nicht nur von medizinischem Interesse, weil illegale Schwangerschaftsabbrüche häufig die Gesundheit der Frauen gefährden. Auch die Kinder, die nach einer ungewollten Schwangerschaft geboren werden, erleiden Nachteile. So kam in einer US-Studie zu dem Ergebnis, dass Mütter ihre ungewollten Kinder seltener stillen.

Empfängnisverhütung // global

In den 1960er Jahren stieg die Bevölkerungszahl in den Entwicklungsländern rasant. Damals wurde zum ersten Mal das schnelle weltweite Bevölkerungswachstum international wahrgenommen und diskutiert. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff der „Bevölkerungsexplosion“. Entwicklungsländer hatten damals wenig Erfahrung mit Familienplanung. Kinder zu bekommen war ein Naturgesetz und die meisten Frauen wurden so oft schwanger, wie es sich eben ergab, im Durchschnitt hatten Frauen daher sechs bis acht Kinder.


Dieses hohe Fertilitätsniveau war unter anderem eine Folge der sehr hohen Kinder- und Säuglingssterblichkeit bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Eine Verbesserung der medizinischen Versorgung in den 1960ern führte in den Entwicklungsländern zu einer rasch sinkenden Säuglingssterblichkeit. Die Folge war ein starkes Bevölkerungswachstum. Familienplanung war eine offensichtliche Antwort darauf. Mit Hilfe von modernen Kontrazeptiva wurde es möglich, die Kinderzahl, den Zeitpunkt von und die Abstände zwischen den einzelnen Geburten selbst zu bestimmen. Während jedoch in den Industrieländern gut zwei Drittel der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren mit modernen Methoden verhüten, liegt ihr Anteil in Afrika nur bei 23 Prozent.


Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen Nordafrika (44 %) und Afrika südlich der Sahara (15 %). Die Regierungen der Länder südlich der Sahara haben mit als letzte die Rechtsgrundlagen zur Förderung von Familienplanung und für eine Senkung der Fertilitätsraten geschaffen. Das Bevölkerungswachstum ist daher in dieser Region immer noch sehr hoch. Das liegt auch daran, dass in Afrika südlich der Sahara die Kinderzahl als Statussymbol gilt und viele Kinder oftmals auch als Alterssicherung angesehen werden. Hinzu kommt, dass es neben den traditionellen Werten und der patriarchalen Prägung vieler Gemeinschaften eine hohe Rate polygamer Ehen gibt. 


Wenn Verhütungsmittel genutzt werden, bevorzugen Frauen in Afrika eher die Pille oder ein injizierbares Kontrazeptivum. Spritzen sind vor allem deshalb so beliebt, weil sie ohne das Mitwissen des Ehemanns verwendet werden können.


Der regionale Vergleich zeigt aber auch, dass in Südafrika zum Beispiel 53 Prozent aller Paare moderne Methoden der Familienplanung anwenden, in Westafrika sind das dagegen nur 9 Prozent. In Nordafrika sieht das wieder anders aus. So konnten beispielsweise Ägypten und Tunesien durch nationale Förderung die Verwendung von Verhütungsmitteln enorm steigern. In dieser Region werden die Pille und die Spirale bevorzugt.

Analphabetismus // global

Laut Weltbildungsbericht 2016 der UNESCO sind etwa 750 Millionen Menschen weltweit Analphabeten. Davon sind rund zwei Drittel Frauen. Etwa 500 Millionen verteilen sich auf nur zehn Länder, alleine die Hälfte auf Indien. Die weltweit niedrigste Alphabetisierungsquote wies 2016 die Region Subsahara-Afrika auf. So können nur 65 % aller Menschen in dieser Region lesen und schreiben. Zudem gehörte neben Nordafrika, West- und Südasien diese zu den Regionen mit den ausgeprägtesten Unterschieden der Alphabetisierung zwischen Männern und Frauen.

Weltweit ist seit den 1960er Jahren jedoch ein stärkerer Anstieg der Alphabetisierung bei den Frauen zu verzeichnen als bei den Männern. Besonders deutlich wurde dies bei den Frauen zwischen 15 und 24 Jahren, von denen fast 91 % über zumindest grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen verfügten.


Literatur 


  • Zyklusdatenbank, Universität Düsseldorf, 2008
  • UN, Department of Economic and Social Affairs, Population Division, 2010 -2015
  • CIA Factbook,  2016
  • Demographic and Health Surveys Program, United States Agency for International Development (USAID)
  • Lancet Global Health (2018; doi: 10.1016/S2214-109X(18)30029-9)
  • Am J Public Health 1997 October; 87(10): 1709–1711
  • UNESCO, Weltbildungsbericht, 2016