von Knaus-Ogino. . .
rückwärts denken, vorwärts rechnen
Dass es bestimmte Zeiten im Monatszyklus einer Frau* gibt, an denen sie schwanger werden kann, hat erstmals der österreichische Frauenarzt Hermann Knaus vor 90 Jahren auf einem Gynäkologenkongress in Leipzig nachgewiesen. Er konnte zeigen, dass Frauen* jeden Monat fruchtbare und unfruchtbare Tage haben.
Etwa zeitgleich machte auch der Japaner Kyusaku Ogino diese Entdeckung. Für die Fachwelt war die Erkenntnis eine Sensation.
Bis dahin hatte man geglaubt, dass Frauen* jederzeit schwanger werden könnten!
Ogino nutzte die Gelegenheit, die Eierstöcke im Rahmen gynäkologischer Operationen zu inspizieren. Knaus erkannte die Gesetzmäßigkeiten durch physiologische Experimente. So veröffentlichte Ogino schon 1923, dass der Eisprung mit der nachfolgenden Menstruation in Verbindung steht und nicht mit der vorangegangenen. Knaus sind wesentliche Erkenntnisse zur Dauer der Fruchtbarkeit der Eizelle und Befruchtungsfähigkeit der Spermien zu verdanken.
Die Knaus-Ogino-Methode basiert auf der Annahme, dass die Dauer der Befruchtungsfähigkeit einer Eizelle nur zehn Stunden beträgt. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass Spermien eine maximale Lebensdauer von drei Tagen haben und die Gelbkörperphase nach dem Eisprung genau 14 Tage (+/– 2 Tage) dauert. Der wahrscheinlichste Zeitrahmen für eine mögliche Schwangerschaft wird somit auf einige Tage im Monat begrenzt. Dabei wird grundsätzlich vorausgesetzt, dass die Frau einen relativ regelmäßigen Zyklus hat.
Bevor die Knaus-Ogino-Methode sicher angewendet werden kann, muss die Frau* zunächst ca. ein Jahr lang die Anzahl der Tage von einer Menstruation bis zur nächsten zählen und dokumentieren. Hieraus errechnet sich ihre durchschnittliche Zyklusdauer. Jetzt kann die Wahrscheinlichkeit für den Zeitpunkt ihres Eisprungs ermittelt werden. Die aggregierten Daten dieser zwölf Monate können jedoch die in der Dokumentation vorliegenden Muster nicht transparent machen.
zu cylceduc®
rückwärts rechnen, vorwärts planen
cycleduc® arbeitet dagegen mit Einzeldaten, denn alle Zyklen auch die mit längerer oder kürzerer Dauer sind sichtbar und zeigen die komplette Bandbreite von Zyklusvariationen ebenso wie Zyklusrhythmen.
Der große Vorteil von cycleduc® besteht darin, dass keine Durchschnittswerte gebildet werden und diese auch nicht zur Bestimmung eines möglichen, zukünftigen Eisprungs dienen.
Grundsätzlich werden nämlich alle Tage im Zyklus einer Frau* einzeln dokumentiert. Im ersten Schritt wird nur nach Tagen mit Blutung (rot) und Tagen ohne Blutung (weiß) unterschieden. Im zweiten Schritt wird am Ende eines jeden Zyklus rückwärts gerechnet (15 Tage) und die potentiell fruchtbaren Tage dieses Zyklus farblich (grün) markiert. Dies wird Zyklus für Zyklus wiederholt.
Jedes Zyklusbild lässt individuelle Rückschlüsse bezüglich der Interpretation zu: Es können gleichmäßige und ungleichmäßige Zyklen auftreten genauso wie Muster in der Variation der Zykluslängen, die einem bestimmten Rhythmus folgen. Optisch erschließt sich den Frauen* ein gedachter Rahmen um die grünen Kreuze, der schmal oder auch breit sein kann oder einem Zickzackmuster folgt. Dieser visuelle Zugang ermöglicht eine sehr leicht zu verstehende und dennoch aussagekräftige, auf eigenen Daten fundierte Vorhersage der fruchtbaren Tage.
Klarer Vorteil: Frauen* erhalten ein immer genauer werdendes Zyklusbild, das eine immer präzisere Voraussage für die fruchtbaren und die unfruchtbaren Tage sowie den Beginn der kommenden Menstruation ermöglicht.
Natürliche Methoden – eine Übersicht
Warum haben wir uns bei cycleduc® für diese Methode, nämlich nach Knaus-Ogino als Basis und keine andere aus dem Spektrum der Natürlichen Familienplanung (NFP) entschieden?
Unter ethnologischen, also auch kulturellen und religiösen Gesichtspunkten, sehen wir die Möglichkeiten der NFP, allen voran der symptothermalen Methode, als nicht geeignet an, da keine Gewähr besteht, dass Frauen* in einem geschützter Raum sowohl vaginale Untersuchungen (Zervixschleim) als auch Temperaturmessungen vornehmen können. Die Tabuisierung des weiblichen Körpers ist außerhalb der westlichen Welt noch stark verbreitet. Die fruchtbare Zeit im Zyklus kann zwar von der einzelnen Frau* durch diese Körperbeobachtung festgestellt werden, aber dafür ist es wichtig, die Selbstbeobachtung und Zyklusauswertung richtig zu erlernen. Genau hier sehen wir jedoch die Problematik hinsichtlich der Akzeptanz und Durchführbarkeit aufgrund von gesellschaftlichen und persönlichen Situationen vieler Frauen* und Mädchen* weltweit.
Die Geburtenkontrollkette stellt ebenfalls einen weiblichen Menstruationskalender dar. Durch die Tropfenform der einzelnen Perlen wird ein schwarzer Gummiring immer nur in eine Richtung geschoben, was auch täglich einmal erfolgt. Allerdings hat die Frau* keinen Über- und Rückblick auf ihre individuelle Zyklusgeschichte, sondern nur einen Standard an der Hand, der mehr oder weniger genau auf ihren Zyklus passt. Weicht ihr Zyklus in Länge und Art und Weise davon ab, wird die Sicherheit gefährdet und der Pearl Index immer höher.
Der Pearl-Index gibt die Sicherheit eines Verhütungsmittels an. Sein Wert wird überwiegend theoretisch errechnet. Deshalb variieren die Angaben zum Pearl-Index. Die Pille hat beispielsweise einen Wert zwischen 0,1 und 0,9. Der Pearl-Index "Kondom" liegt zwischen 2,0 und 12. Die NFP liegt bei 0,4 bis 1,8 allerdings nur kombiniert mit einem gänzlichen Verzicht auf Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen. Der Pearl-Index für die alleinige Knaus-Ogino-Methode liegt bei 9, der Geschlechtsverkehr ohne Verhütung bei 85.